Die Abenteuer der Jane Bond

Teil 2 : Tintenfischi

Hallo, ich bin's wieder. Bond. Jane Bond. Mit der Lizenz zum erzählen. Und hier kommt mein neuester Fall.

Wie ich es mir schon dachte, hatte "P" gleich wieder einen neuen Auftrag für mich. Diesmal ging es um ein Projekt mit dem Namen "Tintenfischi".
Doch beginnen wir von Anfang an.
Ich kam also von den Bahamas zurück, wo ich - wie bekannt - den größenwahnsinnigen F. Unny-Fant wieder in seine Schranken verweisen mußte. Ich saß kaum in meiner Badewanne (mit dem Cremebad mit Blubberblasen und Kaugummiaroma), da klingelte das geheime Seifen-Fon. Hier muß ich vielleicht noch kurz erklären, daß das Leben einer Geheimagentin angefüllt ist mit normal aussehenden Gegenständen, die aber alle einem geheimen Zweck dienen. Wie gesagt, es klingelte also das geheime Seifen-Fon. Minipony. Natürlich. Anweisung: Augenblicklich über das als Fernseher getarnte Bildtelefon im Wohnzimmer Kontakt mit dem Hauptquartier aufnehmen.

Während ich noch versonnen auf die Pfütze aus Badewasser blickte, die sich auf dem Perserteppich im Wohnzimmer um meine Füße bildete, teilte mir "P" mit, daß ich sofort im Hauptquartier den mir neu zugeteilten Agenten abholen sollte. Ich sprang also im Eilzugtempo in meine als Kleidung getarnte Spezialausrüstung und fuhr mit meinem als U-Bahn getarnten VW Polo zum Hauptquartier. Nachdem ich dort die verschiedenen als Putzfrauen getarnten Sicherheitsbeamten passiert hatte, stand ich endlich meinem neuen Partner gegenüber. Niemand beschreibt meine Überraschung, als ich feststellen mußte, daß dies kein geringerer war, als mein Chinatown-Bettpartner Cam-Ping. Na gut, damit waren wenigstens abwechslungsreiche Nächte gesichert. Doch nun sollten wir Näheres über unseren ersten gemeinsamen Auftrag erfahren. Wie bereits gesagt, der Codename hierfür war "Tintenfischi". Es handelte sich (wie immer) um einen völlig größenwahnsinnigen Supergangster, der damit gedroht hatte, die gesamte Erdbevölkerung mittels dressierter Oktopusse auszurotten.

Natürlich führte uns dieser Auftrag wieder um die halbe Erde. Und nur in die besten und teuersten Hotels. Das Leben ist doch wunderbar.
Der erste Hinweis auf unseren Gegner mit dem vielsagenden Namen "Cala Mari" wartete in Indien auf uns. Selbstredend wurden wir auch wieder mit den neuesten Produkten aus Q's Hexenküche versorgt. So war ich ausgerüstet mit einem BH (obwohl ich ja WIRKLICH keinen brauche), der Starkstromstöße verteilen kann, einem Lady - Shaver mit eingebauter Mikrowelle und Nagellack, aus dem man eine Strickleiter drehen kann. Cam-Ping wurde ausgestattet mit Filzlatschen, die man in tödliche Wurfgeschosse verwandeln kann (unter uns: das sind seine normalen Schuhe auch - puuuuhhh), mit einer Nagelfeile mit integriertem Lügendetektor und einer Zahnbürste, mit der man sich die Zähne putzen kann.

Kaum, daß wir in Indien aus unserem als Lear-Jet getarnten Linienflugzeug ausgestiegen waren, wurden wir sofort überfallen. Vorerst zwar nur von der dort herrschenden Hitze, aber damit waren wir ja schon mal vorgewarnt. Natürlich trafen wir uns sofort mit unserem Kontaktmann, einem verwarlost aussehenden Inder, der aber reines Oxford-Englisch sprach. Er kam gerade noch dazu, uns mitzuteilen, daß sich Mari inzwischen nach London abgesetzt hatte. Dann wurde er von einem zufällig herabstürzenden Amboß erschlagen. Pech für ihn.
Bevor wir jedoch nach London weiterflogen, mußten wir noch eine Frau retten, die als Witwe verbrannt werden sollte, dabei geflohen war und nun fast im Ganges ertrank. Cam-Ping war dafür, die junge, ausnehmend hübsche Inderin nach London mitzunehmen. Ich konnte ihn jedoch davon abbringen, indem ich ihn über seine Rechte und meine Linke aufklärte.

Endlich in London angekommen, bekamen wir in einem Restaurant das erste mal den morbiden Humor unseres Gegenspielers zu spüren. Uns wurde anstelle von Fish and Chips Tintenfisch serviert. Und das, obwohl ich doch absolut keinen Tintenfisch mag. Grauenhaftes Erlebnis. Darüberhinaus passierte in der britischen Metropole nichts Außergewöhnliches. Lediglich der amtierende Premierminister bat zwei bis drei mal um unseren Ratschlag bei wichtigen Regierungsgeschäften. Nun sollte es mit der englischen Wirtschaft aber wieder aufwärtsgehen.

Die nächste Station unserer Verfolgungsjagd war Ceylon. Oder war's Sri Lanka ? Oder doch Ceylon ? Verdammt, das kann ich mir nie merken. Egal, dort erhielten wir auch nur den Hinweis auf die Stadt, in der die endgültige Begegnung mit Mari stattfinden sollte: Sankt Moritz.

Dort angekommen waren wir gerade dabei, unsere als Bananen getarnten Skier auszuprobieren (wobei ich mir an einer Stahlkante einen Schneidezahn ausbiß), als plötzlich Mari an unsere Zimmertür klopfte. Wir konnten gerade noch den gemischten Beduinenchor im Badezimmer deponieren, die Giraffe in der Blumevase verstecken und die gekauften 25 Sachertorten aus dem Fenster werfen, bevor Mari unser Appartement betrat. Nun standen wir uns also das erste mal Auge in Auge in Auge in Auge in Auge gegenüber (Mari hatte nur ein Auge). Ich beschloß, Mari - notfalls unter Einsatz meines Körpers - abzulenken, damit Cam-Ping dessen geheimen Schlupfwinkel unter der viel befahrenen Buckelpiste durchsuchen konnte. Gedacht, getan. Cam-Ping verließ als Zimmerkellner getarnt unser Appartement und ich warf mich auf Mari. Zu meinem Glück stand er auf S/M-Spiele, so daß ich ihn ans Bett fesseln und Cam-Ping bei der Rettung der Welt helfen konnte.
Und siehe da: Ironie des Schicksals. Wurde Unny-Fant auf den Bahamas die große Hitze zum Verhängnis, so war es diesmal die große Kälte, die alle dressierten Oktopusse eingefroren hatte. Wir brauchten sie wirklich nur noch in Folie zu verschweißen und an diverse Supermarktketten zu verkaufen. Jedoch: Als wir in unser Appartement zurückkamen, hatte Cala Mari die Lederriemen, mit denen ich ihn ans Bett gefesselt hatte, durchgebissen und sich selbst aus dem Staub gemacht. Naja, dafür war das Bett wieder frei für Cam-Ping und mich. Und von den Lederriemen war ja auch noch was da .

Aber ich wußte: Eines Tages würden wir wieder von Cala Mari hören.