Dienstag, 17.06.2003 (zweiter Tag):
 
Der Wecker scheppert um 7 Uhr. Naja, eigentlich scheppert er nicht wirklich, aber nach der letzten Nacht klingt das Geräusch ziemlich laut.
Ich werfe einen vorsichtigen Blick in Richtung Fenster. Eigentlich müsste die Sonne heller durch die Vorhänge scheinen. Ein Blick durch den Vorhangspalt weckt mich endgültig auf. Die Strasse vor dem Haus ist NASS !!! Was soll das ? Ich hatte doch ausdrücklich Sonne bestellt ! Ein Blick nach oben beruhigt mich wieder etwas. Die Wolken scheinen aufzureißen. Kein Grund also, sich heute nicht für die Shorts zu entscheiden.
Duschen, Haare waschen, fertig machen.

Frühstück um 8. Croissants, Toast, Orangensaft für mich. Durchaus akzeptabel.
Abmarsch um 9 Uhr.
Das erste Ziel ist „Cleopatra’s Needle“ am Themse-Ufer. Hier haben wir auch den ersten richtigen Blick auf das Riesenrad „London Eye“ am gegenüberliegenden Ufer. Woah! Gigantisch!

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Wir stapfen weiter zu „Big Ben“ und den „Houses of Parliament“.

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Aha, die Flagge am „Victorian Tower“ ist oben. Das britische Oberhaus tagt also.

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Die „Westminster Abbey“ gucken wir uns nur von außen an. 6 Pfund Eintritt sind uns zu viel.

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Der nächste Punkt im Besichtigungsplan (ich benehme mich wie ein richtiger Tourist und gucke Sehenswürdigkeiten an *grins*) ist die „Downing Street“. Wie groß ist meine Enttäuschung, als ich nicht bis zur Nummer 10 durchgelassen werde. Die gesamte Strasse ist mit Gitter und Polizisten abgesperrt. Nun gut, war ja eigentlich zu erwarten, dass die Engländer ihren Premierminister beschützen würden. Aus Trotz mache ich ein Foto durch das Gitter. Jawoll.

Gleich nebenan sind die „Horse Guards“ (die berittenen Wachen der Königin). Im Innenhof finde ich den Platz wieder, den ich erst am letzten Samstag im Fernsehen gesehen habe. Hier findet nämlich jedes Jahr die Geburtstagsparade der Queen statt.
Und auch heute haben wir Glück. Es ist genau 11 Uhr und damit Wachablösung. Eine nette Zeremonie, bei der die Kommandierenden der alten Wache und die der neuen Wache ihren Leuten Befehle wie „Old Guard – hangggah hunn !“ oder „New Guard – tokku whizz !“ zubrüllen. Okay, ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich genau so ausgesprochen haben, aber zumindest hörte es sich für den nicht-englischen Touristen so an. Nachdem die Wachablösung vorbei ist und trotzdem noch etwa 20 Pferde mitsamt ihren Reitern wie angetackert da rumstehen, wird uns etwas langweilig und wir trollen uns.

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Wir marschieren entlang von „The Mall“ in Richtung „Buckingham Palace“. Die Strasse ist links und rechts immer noch von der Parade am Samstag mit Flaggen geschmückt. Sieht toll aus.

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Und kurz vor dem Palast passiert es dann. Zuerst tröpfelt es. Und dann regnet es. Und dann gießt es. Und dann eimert es. Gut, dass wir unsere Schirme mit nach London genommen haben. Schlecht, dass sie im Hotel liegen. Aber man sollte nicht glauben, wie wasserdicht diese englischen Bäume von oben sind (unter denen sich die Touristen nun schlagartig in Scharen zusammenrotten).
Nach etwa 10 Minuten isses wieder trocken von oben und wir fotografieren den Palast. Und auch hier ist die Flagge oben, die Queen ist also daheim.
Jetzt meldet sich Marco energisch zu Wort. Er braucht 1. ein Klo und 2. was zu essen. Bitte in eben dieser Reihenfolge. Und auf vielfachen Wunsch meines einzigen Neffen könnten wir doch heute zur Abwechslung mal zu McDonalds zum essen gehen. Also machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof „Victoria Station“, weil ich weiß, dass es dort beides gibt, was Marco braucht.

Nach unserem Luxusmahl fahren wir mit der U-Bahn in Richtung „Tower“.
Dort angekommen, stellen Gerhard und Marco fest, dass sie den Tower eigentlich gar nicht besichtigen wollen. Deshalb beschließen Brigitte und ich, das am Donnerstag nachzuholen, wenn die anderen beiden bei Madame Tussaud’s sind.
Dafür sind wir uns einig, jetzt die „Tower Bridge“ anzugucken. Und nachdem ich Marco erklärt habe, dass dort in dem kleinen Park rechts hinter der Brücke eine Szene aus seinem Lieblingsfilm „Mission Impossible“ gedreht wurde, isser richtig interessiert.

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Nachdem wir die Brücke überquert haben beschließt die Bruderfamilie, das britische Kriegsschiff „HMS Belfast“ zu besichtigen. Das muss ich als alter Pazifist jetzt net unbedingt haben. Deshalb wünsche ich ihnen viel Spaß und erkunde die Gegend ein wenig. Und siehe da: in einer Shopping Mall finde ich ein Buchgeschäft. Also kaufe ich mir den dritten Band von Harry Potter (die ersten beiden habe ich schon auf englisch), setze mich auf eine Bank und lese, bis die Schiffsbesichtiger wieder kommen.

Danach gibt es in der Mall noch was zu trinken für alle und schließlich folgen wir dem Vorschlag von Gerhard, dass wir doch schon mal am Riesenrad nach den Fahrpreisen und Öffnungszeiten schauen können. Dann wissen wir, bis wann wir morgen Abend (da wollen wir damit fahren) spätestens dort sein müssen.
Es sind nur ein paar Stationen mit der U-Bahn. Wir kommen aus dem Bahnhof und halten vergebens nach dem Riesenrad Ausschau. Verflixt, das Ding ist doch 150 Meter hoch, das müsste man doch eigentlich sehen. Wir irren ungefähr 10 Minuten durch die Strassen (nur die ungefähre Richtung, in der es sein muss, ist uns klar), bis wir es endlich über den Häuserdächern sehen. Nochmal 5 Minuten und wir haben das Rad erreicht. Wow ! Das ist WIRKLICH groß.
Wir denken auch daran, nach den Eintrittspreisen zu schauen. 11 Pfund pro Person. Happig, happig. Aber was soll’s wir fahren trotzdem.
Erst als wir wieder ein ganzes Stück weit weg sind, fällt uns ein, dass wir eigentlich auch die Öffnungszeiten wissen wollten. Naja, Pech gehabt. Treffen wir uns morgen halt um 18 Uhr hier. Da isses auch noch hell und man kann von dort oben schöne Fotos machen.

Nun geht es mit der U-Bahn zu „Hamley’s“ (Europas größtes Spielwarengeschäft). Schließlich haben wir Marco versprochen, dass er da heute rein darf. Dort angekommen, trenne ich mich von der Bruderfamilie und wir vereinbaren, uns um 19 Uhr wieder am Hotel zu treffen.
Nun mache ich meine ersten Erkundungen, welche Geschäfte ich morgen, an meinem „freien Tag“ heimsuchen werde. Und da es sich gerade anbietet, kaufe ich auch gleich zwei DVD’s für Gerd.
Als ich auf dem Rückweg bei unserer U-Bahn-Station ankomme, eimert es mal wieder. Ansonsten war das Wetter heute aber ganz passabel. Zwar meistens bedeckt, aber dafür schön warm.

Im Hotel beschließen wir, zum Abendessen nach „China Town“ zu fahren. Lecker chinesisch essen für alle. Wir finden dort auch hin (mit nur einmal in die falsche Richtung laufen) und suchen uns ein Restaurant aus. Gerhard und Brigitte bestellen Ente, ich Hähnchen mit Limonensoße. Marco will nichts, da er (seit wir am Hotel losgegangen sind) starke Halsschmerzen hat. Hoffentlich legt sich das wieder …
Mein Hähnchen kommt. Lecker. Auch wenn die Soße etwas arg neongelb aussieht. Das Essen von Brigitte und Gerhard besteht aus irgendwelchen kleingehackten Teilen einer Ente. Inclusive Knochen und Knorpeln, Muskeln und Sehnen. Nicht so lecker. Und hätte uns der Kellner nicht gnädigerweise je einen Löffel dazugegeben, dann könnten sie versuchen, diese Trümmer mit Stäbchen zu essen. Zu diesem Chinesen gehen wir also lieber nicht mehr. Zumal er uns dann auch noch mit der Rechnung besch….. Aber diskutiere mal als Deutscher in England mit einem Chinesen. Dieser Herausforderung stellen wir uns heute lieber nicht mehr. Stattdessen gibt es halt kein Trinkgeld.

Zurück im Hotel gucke ich vor dem Zubettgehen noch a bissl aus dem Fenster. Bis ich in einem Hotelzimmer gegenüber durch das offene Fenster eine … na ja … sagen wir mal höflich „überproportionierte“ Frau nur im BH rumlaufen sehe. Glücklicherweise verschwindet sie gleich darauf wieder aus meinem Blickfeld, bevor ich noch Gefahr laufe, nachher Alpträume zu bekommen. Kurze Zeit später taucht sie mit einem Zel… äh … Nachthemd bekleidet wieder auf.
Also gut, wer sagt denn, dass man nachts auch aus dem Fenster gucken muss. Lasse ich es halt bleiben und gehe ins Bett.